Persönlicher Bericht: Ein veganes Baby

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Du wirst Eisenmangel haben, bekommt nicht genügend Vitamine, und wo willst du dein Kalzium herbekommen!? – Kalzium ist wichtig für den Knochenbau! – Willst du, dass dein Kind mit Mangelerscheinungen auf die Welt kommt?«

Diese und andere Vorurteile bekommt man während der Schwangerschaft nicht nur einmal zu hören. Sie werden von Eltern, Arbeitskollegen und Freunden vorgetragen. Manche sind wirklich besorgt, lassen sich dann aber die Einzelheiten erklären, hören sich alle Argumente an und verstehen es, so scheint es jedenfalls. Andere lassen sich gar nicht erst auf ein klärendes Gespräch ein und werden sogar beleidigend. Wenn man als werdende Mutter beschimpft wird, absichtlich seinem Baby zu schaden, ist das schon hart. Wenn man dies von vielen Menschen, die einem teilweise sogar sehr nahe stehen, an den Kopf geworfen bekommt, wird man auch als eigentlich überzeugter Veganer unsicher. Man möchte ja schließlich auch ein gesundes Baby bekommen. Die traurige Wahrheit ist, leider, dass sich die meisten Ärzte noch nach der alten Ernährungslehre richten, in der Fleisch und Milchprodukte eine große Rolle spielen. Zum Glück habe ich einen Arzt gefunden, der all seine Patienten vor Fleisch und Milch warnt.

Bei ihm steht kein ethischer Gedanke dahinter, sondern nur seine Erfahrung und Studien über Ernährung. Er war für einige Zeit als Arzt in Indien, wo überwiegend kein Fleisch und keine Milch verzehrt werden, und berichtete mir von Menschen, die viel gesünder sind als hier im reichen Deutschland. Er macht Milch u.a. für schlechte Zähne und Knochen, Allergien usw. verantwortlich. Auch Krankheiten wie Mandelentzündung seien nur Anreichen dafür, dass Milch, vor allem in größeren Mengen, nicht vertragen wird. Er ist der Ansicht, dass gerade Babys mehr unter Milch leiden müssen, als dass sie davon profitieren. Der kleine Körper hat große Schwierigkeiten, gegen das fremde Eiweiß anzukämpfen, was dann wiederum zu Krankheiten führt. Fleisch ist, wie wir alle wissen, u.a. für die Wohlstandskrankheiten wie Gicht, Herzprobleme, Schlaganfälle etc. mitverantwortlich. Eine vegane Schwangerschaft ist also nicht nur möglich, sondern sogar besser. Davon konnte mich mein Arzt auch jedes Mal wieder überzeugen, wenn ich, von meinen Mitmenschen total verunsichert, in seine Praxis kam. Tatsache ist ja eigentlich auch, dass Veganer und Vegetarier sich viel bewusster ernähren als andere Menschen, weil sie sich mit Vitaminen auskennen und wissen, was gesund ist und was nicht. Sie essen bewusster und konsumieren nicht einfach blind.

Tatsache ist jedenfalls, dass wenn man sich abwechslungsreich ernährt, viele Vollkornprodukte, Rohkost und Obst isst, das alles gar kein Problem ist. Ich wollte mich während meiner Schwangerschaft besonders gut ernähren und habe morgens mit Frischkornbrei* und Obst begonnen; darin ist schon fast alles, was man braucht, enthalten.

Mittags habe ich dann vor der eigentlichen Mahlzeit Salate gegessen (dann kann der Körper die Vitamine daraus am besten aufnehmen). Die Hauptmahlzeit war fast immer verschieden. Mal Kartoffeln, mal Nudeln, mal Reis mit Gemüse. Sauerkraut ist auch sehr wichtig (B12). Abends habe ich dann Vollkornbrot mit viel eiweißhaltigen Sachen (Tofu usw.) gegessen. Zwischen den Mahlzeiten habe ich versucht, die Finger von Süßigkeiten zu lassen und durch Obst zu ersetzen. Das ist übrigens das schwierigste an der ganzen Sache. Aber Zucker ist nun mal ein Vitaminräuber. Deswegen ist es auch sinnvoll, keine süßen Getränke zu trinken, sondern am besten Mineralwasser oder ungesüßte Tees. Alkohol, Nikotin und Koffein sollten sowieso Tabu sein.

Ich habe während der gesamten Schwangerschaft keine Vitaminzusätze nehmen müssen, meine schwangere Schwiegermutter und meine ebenso schwangere Schwägerin dagegen Eisen-, Magnesium- und Beruhigungspillen. Und trotzt der Tabletten und dem Verzehr von Leichenteilen waren die Eisenwerte nicht höher als meine. Ich hatte in der Schwangerschaft auch keine anderen Probleme, während fast alle anderen die ich kenne mit Vorwehen oder anderen Beschwerden im Krankenhaus gelegen haben. Ich hab mich nicht einmal übergeben. Mein Arzt sagt, das wäre auch logisch, weil bei meiner Ernährung keine Schadstoffe vorhanden seien, die der Körper abstoßen müsste.

Veganer haben auch meistens bessere Geburten, weil die Babys oft kleiner sind. Mein Arzt sagte dazu, dass vegane Babys nicht so aufgequollen sind wie andere, die Brocken die manchmal zur Welt kommen und schon über 4 Kilogramm wiegen sind völlig unnatürlich.

Nun, mein Baby war sehr klein und sehr leicht, was die Ärzte etwas verwirrte. Nachdem bekannt wurde, wie wir uns ernähren, wurde sofort Panik verbreitet und behauptet, es wäre etwas nicht in Ordnung. Leider war der Arzt, bei dem ich entbinden wollte, im Urlaub, so dass ich in Sachen Ernährung keinerlei Unterstützung hatte.

In der Klinik wurde meiner kleinen Prinzessin andauernd Blut abgenommen, bis sie einen Wert gefunden hatten, der schwankte. Übrigens, bei Babys schwanken die Blutwerte anfangs immer. Nun, die zuständige Ärztin versuchte mit besorgter Mine, uns zu bekehren. Das Beste war – sie behauptete, es wäre nicht möglich, ohne tierisches Eiweiß zu überleben. Das muss man sich mal vorstellen! Jeden Tag hieß es aufs neue, das Kind müsse noch da bleiben, um weiter überwacht zu werden. Als dann auch noch Probleme mit den Messgeräten auftauchten, vertraute ich keinem Blutergebnis mehr.

Der Klinikaufenthalt war die Hölle. Es war niemand da, der zu einem hielt. Auch enge Freunde und Verwandte fielen uns in den Rücken – nach dem Motto: »Ich wollte es Euch nur nicht sagen, aber gedacht habe ich auch schon immer, dass das nicht gut sein kann.« Es ist ganz schön bitter, so etwas zu hören. Wir kamen uns vor wie Verbrecher. Aber in der Klinik hielten wir es, u.a. wegen der nur sehr unfreundlichen Betreuung, nicht mehr aus. Wir packten unsere Sachen und das Kind und verließen die Klinik. Wir fuhren zu einem Kinderarzt. Und ließen die Werte nochmals prüfen. Alle Werte waren optimal! Es stellte sich heraus, das unser Kind völlig gesund ist.

Na ja, gelernt haben wir daraus, dass Veganer sich wohl immer mit Dummheit, Ignoranz und Vorurteilen herumschlagen müssen. Und dass man, wenn es darauf ankommt, weniger Freunde hat, die zu einem stehen, als man glaubt. Ich hoffe, meine kleine Tochter muss sich, wenn sie groß ist, nicht allzu oft darüber ärgern.

Schlusswort

Gehet nach Hause und vermehret Euch, damit wir bald in der Überzahl sind. Wenn es geklappt hat, dürft Ihr Euch gerne bei mir melden. Ich gebe Euch gerne Tipps und die Adresse von meinem Arzt.

Eure Sabine (xSabinex@vegan.de)

Rezept Frischkornbrei

Ein paar Löffel Sechskorn-Mischung schroten und über Nacht einweichen lassen (mit kaltem Wasser und Behälter abdecken). Nur soviel Wasser beifügen, dass die Körner gerade bedeckt sind. Am nächsten Morgen darf kein Wasser mehr im Behälter sein. Den Brei mit beliebigem Obst der Jahreszeit mischen und am besten mit etwas Sojajoghurt durchrühren.

Buchtipp

Max Otto Bruker, Ilse Gutjahr Biologischer Ratgeber für Mutter und Kind.
Hardcover – 328 Seiten
EMU Verlag, 1999
Preis: 15,80 Euro ISBN 3-89189-011-7
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